Samstag, 23. Januar 2010

Feldpostbrief aus Stalingrad nach Betzingen

Sicher hätte Kurt noch viel Schlimmeres berichten können, aber dann wäre der Brief nicht durch die Zensur gegangen. Er schreibt:

Liebe Eltern und Geschwister!
Vielen herzlichen Dank für die beiden lieben Briefe vom 26.8 und 2.9. sowie für die 2 Päckchen vom 26. Aug. Es geht mir bis jetzt gesundheitlich immer noch gut, was ich auch von euch allen hören durfte. Sonst ist immer dasselbe, ein äußerst harter und langwieriger Kampf um Sta. Die Hauptsache bei allem ist, dass das Wetter noch so mitmacht, denn so langsam muss man an den russischen Winter denken. Von Obst wäre ich jetzt auch gleich Abnehmer, es war aber schon voriges Jahr in dieser Beziehung nichts und viele werden noch folgen. Wirklich bekommen wir ab und zu einen Melonenschnitz, sehr saftig ist er zwar, aber wenn ich zu Hause wäre, wüsste ich bessere Sachen. Leider kommen fast bald in jedem Brief traurige Nachrichten über gefallene Verwandte u. Bekannte. Dieser Krieg fordert viele Opfer, aber ganz arg ist es, wenn die Frauen und Kinder daheim noch nicht einmal verschont bleiben von den englischen Fliegerangriffen.. Am meisten gelüstet es mich wirklich abends nach neuen Bratkartoffeln, so oft wir wegfahren müssen, halten wir Ausschau nach etwas Essbarem, aber hunderte von km ist nur Steppe, so eine Einöde habe ich mir gar nicht vorstellen können. Meine Lieben, bleibt gesund und seid herzlich gegrüßt von Eurem Kurt.

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Kurt kam nicht mehr nach Betzingen zurück, dieser Brief vom September 1942 war sein letztes Lebenszeichen....

1 Kommentar:

  1. Sehr interessant, der Schriftstil und die Grammatik gleicht vielen Briefen, da man ja, wie du schreibst, gewisse Dinge zu beachten hatte.

    In wenigen Tagen erscheint mein 2. Buch, dass sich mit dem Thema Feldpostbriefe befasst, und den vielen hundert Briefen, die mein Opa aus dem Krieg an meine Oma schrieb, werde ggf. dazu auf facebook weiter berichten.

    Viele Grüße aus Edrmissen

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